Das Fuchsfenster-Spiel, im Japanischen kitsune no mado – wörtlich Fuchsfenster, ist ein Spiel, durch das man Geister sehen kann. Dafür muss man die Hände zu einer bestimmten Form zusammenbringen und die Finger bilden dann das sogenannte Fuchsfenster, durch das man hindurchsehen kann.
Obwohl das Spiel wie viele andere im Internet die Runde macht, hat es seine Wurzeln weit früher. Die älteste bewiesene Datierung geht bis in die Edo-Zeit zurück (ca. 1603 bis 1867). Doch wie alt es wirklich ist, lässt sich nicht mit Genauigkeit sagen.
Füchse sind natürlich bekannt in der japanischen Folklore und tauchen immer wieder auf, sowohl als Yokai, wie auch als Götterboten. In japanischen Märchen sind sie nicht wegzudenken, und häufig haben sie eine Verbindung zur Geister- bzw. übernatürlichen Welt. Darum ist es nicht verwunderlich, dass das Spiel nach ihnen benannt wurde.
Das Spiel selbst wird häufig als Kinderspiel betrachtet. Doch auch wenn man es als solches bezeichnet, sollte man nicht leichtfertig damit umgehen. Wer ein Fuchsfenster mit seinen Händen formt und einen Geist erspäht, muss sich immer bewusst sein, dass alles, was er sehen kann, auch ihn selbst sieht.
Hinzu kommt, dass es einiges an Übung und sehr flexible Finger braucht, um das Spiel zu spielen.
Daher eine Warnung vorneweg: Wenn du während der Aktionen Schmerzen spürst oder deine Finger sich nicht in die genannten Richtungen biegen lassen wollen, hör sofort damit auf. Nicht jeder kann seine Finger derart verdrehen und ich übernehme für bleibende Schäden, gebrochene oder verrenkte Finger keinerlei Verantwortung.
Also spielen auf eigene Gefahr, egal ob es um die Fingerbeweglichkeit geht oder das, was du möglicherweise zu sehen bekommst.
Ein Fuchsfenster sollte man immer selbst mit den Fingern formen, wenn man hindurchschauen will. Versuche nicht, durch die Finger eines anderen hindurch zu lugen. Außerdem solltest du niemals eine andere Person durch das Fenster ansehen.
Wenn du diese Punkte nicht beachtest, könnte dich ein Fluch treffen, sich ein Geist an dich heften oder dich anderes Unglück verfolgen. Sei also vorsichtig.
Wie man spielt
Du brauchst beide Hände zum Spielen. Zeit und Ort sind egal, du kannst überall und jederzeit das Fuchsfenster formen.
Bilde im ersten Schritt mit den Händen den sogenannte »Fuchskopf«. Dafür stellst du den kleinen Finger und den Zeigefinger auf, Mittel- und Ringfinger biegst du und berührst damit den Daumen.
Mache diese Form mit beiden Händen, während du sie vor dein Gesicht hältst.
Halte deine Finger in dieser Position. Jetzt drehst du die rechte Hand nach außen, bewegst den Zeigefinger von dir weg. Dafür musst du eventuell Schultern und Ellbogen mit einsetzen. Drehe sie so weit, bis die Handfläche nach oben zeigt.
Die linke Hand kippst du in die andere Richtung, führst den Zeigefinger somit mehr auf dich zu, und zwar so weit, bis die Rückseite deiner Hand nach oben schaut. Auch hier kann es leichter werden, wenn du den Ellbogen mit einbeziehst.
Die Finger bleiben weiterhin in der Form des Fuchskopfes. Nun schiebe deine Finger leicht ineinander. Hierbei rutscht der Zeigefinger der rechten Hand unter den kleinen Finger deiner linken und der kleine Finger deiner rechten unter den Zeigefinger deiner linken.
Wenn du fertig bist, sollte es so aussehen.
Jetzt »öffne« den Fuchskopf, also strecke Ring- und Mittelfinger wieder aus und spreize die Daumen ab. Deine Hände sollten nun flach und offen ineinander gelegt sein. Der rechte Zeigefinger befindet sich zwischen dem kleinen Finger und Ring- und Mittelfinger der linken Hand. Mit dem linken Zeigefinger verhält es sich ebenso: er liegt zwischen dem kleinen Finger und Ring- und Mittelfinger der rechten Hand.
Jetzt wird es etwas schwieriger. Versuche den linken kleinen Finger um den rechten Zeigefinger zu legen und fest hinter deinen linken Ring- und Mittelfinger zu verhakeln.
Sei vorsichtig dabei. Solltest du das nicht schaffen, brich das Spiel an dieser Stelle sofort ab. Schmerzen sind ein Zeichen, dass es dir noch nicht möglich ist, weiterzumachen.
Mit dem kleinen Finger der rechten Hand verfährst du genauso. Den wickelst du um den Zeigefinger der linken Hand und fixierst ihn.
Jetzt solltest du bereits ein kleines Fenster zwischen deinen Fingern erkennen.
Es fehlen noch die Daumen. Führe den deiner rechten Hand hinter deinen linken Ring- und Mittelfinger. Den Daumen der linken Hand steckst du vor deinen rechten Ring- und Mittelfinger.
Wieder die Warnung: wenn irgendetwas weh tut oder sich nicht gut anfühlt, entlass deine Finger sofort.
Es kann sein, dass du ein wenig Übung brauchst oder erst durch vorsichtiges Herantasten zur gewünschten Finger-Verflechtung gelangst.
Wenn du es schaffst, hast du nun dein eigenes kleines Fuchsfenster und es sollte wie auf der Darstellung aussehen.
Diese Form behältst du nun bei und hebst die Hände vor dein Gesicht. Es ist nicht sonderlich groß, so dass du nur mit einem Auge hindurchsehen kannst.
Wenn du dich traust, schau hindurch.
Aber stell dir vorher die Frage, ob du wirklich sehen willst, was es auf »der anderen Seite« zu entdecken gibt. Einmal gesehen, kannst du vielleicht nie wieder vergessen und Unwissenheit hat sich schon oft als Segen herausgestellt.
Doch wenn du dir sicher bist, schau hindurch und beobachte genau, was sich dir zeigt.
Wenn nichts Außergewöhnliches zu sehen ist, dann sind momentan keine Geister anwesend. Du kannst das Spiel ganz leicht beenden, indem du die Finger auseinanderziehst und so das Fuchsfenster wieder schließen.
Vielleicht magst du irgendwann noch mal hindurchsehen, wenn du an einem anderen Ort bist.
Wenn du jedoch etwas erkennst, das vorher nicht da war, dann handelt es sich um ein übernatürliches Wesen.
Jetzt musst du schnell sein. Schließe sofort das Fenster … und hoffe, es hat dich nicht auch gesehen.
Aber merk dir: nur weil du das Fenster aufgelöst hast, ist der Weg nicht geschlossen. Du kannst lediglich nicht mehr sehen, was dort auf der anderen Seite sitzt und auf dich lauert.
Du hast es so gewollt …
Nachwort von Ellen
Wieder mal sieht man schön, wie in Japan selbst in kleine Kinderspiele Geister und Yokai einfließen. So wachsen Kinder mit solchen Spielen auf und entwickeln ganz anderes Bewusstsein für Geister und Übernatürliches. Generell ist der Glaube an Yokai und Wesen noch stark vertreten und im Alltag bis heute immer wieder gegenwärtig. Vermutlich liegt das viel am Glauben, der sich nicht auf einen spezialisiert, sondern häufig eine Mischung aus unterschiedlichen Weltreligionen darstellt. Auch wenn der japanische Buddhismus und Shintoismus wohl den größten Bereich einnehmen und am meisten Aussage über japanischen Glauben liefern.
Also versucht ruhig mal, ob ihr irgendwelche Geister und Yokai durch das Fenster sehen könnt. Wenn es nicht klappt, müsst ihr vielleicht mal nach Japan und dort hindurchschauen. So oder so, das Fingerspiel macht Spaß und allein für die Fingerbeweglichkeit ein kleiner Spaß, der sich in Gruppen gut zeigen lässt.
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